Die Begebenheit mit den Johannitern

Das Skandal-Krankenhaus

Mitte der 1980er Jahre wurden verschiedene Skandale im Geesthachter Johanniter-Krankenhaus bekannt. Um Öffentlichkeit zu schaffen, verfaßte Wüppesahl 1987 eine Reihe von Flugblättern.

Die Flugblätter, in Geesthacht und zum Teil im gesamten Südkreis des Herzogtums Lauenburg verteilt, waren erforderlich geworden, weil die Bergedorfer Zeitung des Axel-Springer-Verlages mit ihrem Geesthacht-Teil, auch als Geesthachter Zeitung herausgegeben, einseitig den Honoratioren der Stadt Raum gab, die Missstände zu decken.

Operation.
Mißstände bis hin zu Todesfällen.

Das neue Haus hatte hatte der Johanniterorden in der Zeit Uwe Barschels in seiner Heimatstadt mit öffentlichen Mitteln (50 Mio DM) gebaut. Phasenweise war auch der Eindruck entstanden, der Johanniter-Orden begäbe sich auf einen modernen Kreuzzug in Geesthacht, weil auffällig vielen Mitarbeitern, gerade Ärzten, islamischen Glaubens gekündigt worden war. Die Stellenanzeigen lauteten: „Gesucht wird ein deutscher Oberarzt...“

Ein grün-alternativer Boykott-Aufruf ließ die Bergedorfer Zeitung erstmals rote Zahlen schreiben. Der Chefredakteur wurde ausgewechselt. Die Tendenz des Blattes öffnete sich etwas. Das Herstellen der Gegenöffentlichkeit war zwar mühsam, aber erfolgreich.

Mißstände

Bei den Skandalen im Geesthachter Johanniter-Krankenhaus ging es um Kunstfehler, Verwaltungsskandale und anderes, mit denen sich Wueppesahl ab Dezember 1985 befaßte.

Es ging so weit, dass der damalige Chefarzt der Gynäkologie von mehreren Medizinern und medizinischen Hilfskräften im alkoholisierten Zustand während der Arbeit an Patientinnen, auch im Kreißsaal, angetroffen worden war. Weitere Skandale betrafen den Chefarzt für Inneres, den ehemaligen ärztlichen Direktor des Johanniter Krankenhauses, den ehemaligen Verwaltungsleiter und andere.

Wer interessiert ist, kann einige Sachverhalte in den Flugblättern und der Presse nachlesen:

Erschreckend war und ist der Umgang mit diesen Fehlern. Wie man es besser machen kann, ist z.B. unter Aktionsbündnis Patientensicherheit nachzulesen.

Gemeinsam mit Ärzten und Ärztinnen sowie anderen Geesthachtern wurde vor Ort eine Patientenselbsthilfegruppe aufgebaut.

Die Attacken gegen Wüppesahl

Die Einflussreichen in der Stadt Geesthacht setzten sich massiv zur Wehr. So erfolgten Erklärungen der Ärzte (mit Ausnahme weniger Unterschriften) in den örtlichen Gazetten. Es wurde die Polizei Hamburg angeschrieben. Bereits damals begann man Wüppesahls berufliche Vernichtung zu fordern und zu betreiben – wegen dessen politischer Arbeit, nichts anderem. Und schon damals wurde besonders betont, dass solche Tätigkeit unmöglich von einem Polizeibeamten gemacht werden dürfe.

Thomas Wüppesahl jedenfalls musste sich nicht bloß in Strafermittlungsverfahren mit zum Teil öffentlichen Hauptverhandlungen gegen unhaltbare Vorwürfe verteidigen, sondern auch in mehreren Zivil-, Pressedelikts- und Disziplinarverfahren.

Insgesamt waren es aus diesem Konflikt ungefähr 25 Verfahren, die er ausnahmslos für sich entscheiden konnte. Er bekam 1988 vom Amtsgericht attestiert, dass seine Darstellungen der Wahrheit entsprachen!

Doch schon im März 1986, vor der für Wüppesahl erfolgreichen Klärung vor Gericht, schlugen sich viele Geesthachter Grünen aus Opportunitätsgründen auf die Seite des Establisments, womit sich das nächste Kapitel auseinandersetzt.

Quintessenz

Die betreffenden Skandalärzte im Johanniter-Krankenhaus verschwanden erst einmal für ein paar Jahre in andere Krankenhäuser um oder in Hamburg. Als Gras über die Sache gewachsen war, wurden sie sukzessive wieder nach Geesthacht zurückgeholt.